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Fatma Aydemir: Dschinns.

Nachdem Hüseyin sein gesamtes Arbeitsleben in Deutschland im Drei-Schicht-System am Stahlofen bei 1500 Grad zugebracht hat und sämtliche Feiertags- und Wochenend-Schichten mitgenommen hat, um sich eine anständige Rente, den Kindern eine ordentliche Schulbildung und vor allem: eine schöne Wohnung in Istanbul leisten zu können, in die eine Woche nach ihm seine Familie nachkommen wird — stirbt Hüseyin am Tag des Einzugs in dieser Wohnung auf dem Eichenfurnier.

In personaler Erzählweise werden nun alle Familienmitglieder in einzelnen Kapiteln porträtiert, ihr Umgang mit dem Tod des Vaters bzw. Mannes. Ihr Blick auf die Familie und auf ihr eigenes Leben. Ihr Blick auf die Gesellschaft.

Sevda, die Älteste, lebt schon seit Jahren ohne den geringsten Kontakt zur Familie in einer anderen Stadt, Ümit hat sich in einen Mitspieler seiner Fußballmannschaft verliebt, Peri ist die einzige der Kinder, die studiert: Germanistik, über Nietzsche schreibt sie ihre Magisterarbeit.

Jedes Familienmitglied hat seinen/ihren eigenen Dschinn. „Sie tut so, als sein nichts. Vielleicht sind das die Dschinns, die Wahrheiten, die immer da sind, die immer im Raum stehen, ob man will oder nicht, aber die man nicht ausspricht, in der Hoffnung, dass sie einen dann in Ruhe lassen, dass sie im Verborgenen bleiben für immer.“ (S. 193)

Hakan handelt mit Gebrauchtwagen und fährt über 30 Stunden mit seinem Alpha Romeo quer durch Europa, kommt aber dennoch zu spät zur Beerdigung des Vaters. Den Abschluss mach Emine, Hüseyins Frau. Genauso wie bei Hüseyin unterscheidet sich die Erzählperspektive von denen der Kinder: Emine wird mit „Du“ angesprochen, während ein personale Erzählstimme einzeln die Perspektive der Kinder wiedergibt.

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783446269149
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Kategorie: Romane