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Mike Sophie Kühmel: Kintsugi.

„Einen Moment lang schaue ich zu, wie er die Scherben der Teeschale vor sich auf dem Küchentisch hin und her in Konstellationen schiebt. Von außen wie ein grober, nur zögerlich rund geschliffener Stein, schillert sie von innen kieferngrün. Und auf den großen Scherben, die wie kleine Schiffe auf dem unlasierten Holz vor und zurück wippen, erkennt man auf ihrer grünlichen Innenseite ein feines Netz, wie Spinnweben. Das sind kleine Risse, entstanden durch den Gebrauch, von der ersten Tasse Tee an geht das los, hat Max mir einmal erklärt. Jeder neue Riss steigert den Wert, statt ihn zu schmälern. Diese Risse sind und waren schon vor dem Zerbrechen ein Geflecht der kleinen Versehrtheiten, das sich mit jedem Aufguss vertieft haben muss.“

 

Kintsugi ist die Kunst, zerbrochenes Porzellan mit Gold zu reparieren. 

Vier Freunde verbringen ein Wochenende auf dem Land: ein Vater, eine Tochter und zwei Männer. Raik ist bildender Künstler, der seine Bilder und Objekte auf der ganzen Welt verkauft. Seine besondere liebe gilt Japan. Sein Freund Mark ist Historiker. Mark und Raik haben zu ihrem 20jährigen Paar-Jubiläum eingeladen. Die Sicht der einzelnen Personen wird aus ihrer jeweiligen Perspektive geschildert. Dabei tun sich erstaunliche Abgründe und Erkenntnisse auf. Nicht nur für die Freunde. Ein großartiges Kammerstück. Es werden die kleinen und großen Versehrtheiten aufgezeigt, die langjährigen Verletzungen betont. Am Ende des Buches ist alles ganz anders als zu Anfang vermutet.

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783103974591
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Kategorie: Romane