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Ich bin meine eigene Frau

eBook - Ein Leben

Erschienen am 01.10.2012, Auflage: 1/2012
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783860345047
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S., 11.03 MB
E-Book
Format: EPUB
DRM: Nicht vorhanden

Beschreibung

"Der SS-Mann hatte meine Bewacher etwas gefragt, das ich vor Aufregung nicht verstand, und einer von ihnen antwortete barsch: 'Das Früchtchen ohne Waffe ist unser, das machen wir gleich im nächsten Hof ab.' Wollte er auch mich erschießen? [...] Der Offizier fragte nach meinem Alter, und ich antwortete: 'Sechzehn.' Dass ich seit dem 18. März siebzehn war, hatte ich völlig vergessen. Dies rettete mir das Leben. Denn der Offizier drehte sich abrupt um, stampfte erregt auf und schrie die Streife an: 'Wat, so weit sind wir noch nich, dass wir schon de Schulkinder erschießen, Schweinerei, verdammte!'""Ein zentraler Text aus der Randperspektive, ein zentrales Stück DDR-Kulturgeschichte." (Frankfurter Rundschau)Die Reihe "Es geht auch anders" in der Edition diá:Gad BeckUnd Gad ging zu David. Die Erinnerungen des Gad BeckISBN 9783860345016Georgette DeeGib mir Liebeslied. Chansons Geschichten AphorismenISBN 9783860345061Cora FrostMein Körper ist ein HotelISBN 9783860345078Ulrich Michael HeissigIrmgard, Knef und ich. Mein Leben, meine LiederISBN 9783860345085Lotti HuberDiese Zitrone hat noch viel Saft. Ein LebenISBN 9783860345023Lotti HuberJede Zeit ist meine Zeit. GesprächeISBN 9783860345030Charlotte von MahlsdorfIch bin meine eigene Frau. Ein LebenISBN 9783860345047Napoleon SeyfarthSchweine müssen nackt sein. Ein Leben mit dem TodISBN 9783860345054

Autorenportrait

Charlotte von Mahlsdorf wurde 1928 als Lothar Berfelde in Berlin geboren. In jahrelanger Kleinarbeit und unter widrigen Umständen trug sie das Gründerzeitmuseum in Mahlsdorf zusammen, in dem sie lange Jahre auch lebte. 1992 wurde sie für ihre Verdienste um die Erhaltung von Kulturgütern mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie starb 2002 in Berlin.

Leseprobe

Die dreißig Skinheads näherten sich Mahlsdorf mit Eisenstangen, Gaspistolen, Leuchtspurmunition und herausgebrochenen Zaunlatten.Ich spähte aus dem Fenster meines Gründerzeitmuseums in den Garten. An den Wäscheleinen schaukelten Monde aus Papier im Wind. Die rund achtzig noch verbliebenen Gäste feierten ein unbeschwert-harmonisches Frühlingsfest: Die Tina-Turner-Dublette hatte sich schon abgeschminkt, auch die Bauchtänzerin wippte nicht mehr vor den Gästen, sondern stand mit ihnen an der Cocktailbar. Würstchen wurden gegrillt, Schwule und Lesben tanzten, und der Mond schien wie auf einer Kitschpostkarte durch die Bäume des Parks.Schnell noch das Licht ausmachen und mal draußen gucken, dachte ich. Den ganzen Abend hatten meine Mitarbeiterin Beate und ich an diesem Maitag 1991 Gäste von nah und fern im Halbstundentakt durchs Museum geführt.Die letzte Lampe kaum gelöscht, hörte ich jenes Geräusch, klirrend hell, gegen das ich seit nunmehr vierundfünfzig Jahren allergisch bin: zersplitterndes Glas. Ein junger Mann stürmte, blass wie eine Leiche, ins Museum. "Du musst die Polizei rufen!"Die Neonazis droschen mit den Latten wahllos auf die Gäste ein. Alles ging wahnsinnig schnell. Meiner zweiten Mitarbeiterin Silvia schoss ein besonders Mutiger aus nächster Nähe mit der Leuchtpistole ins Gesicht, knapp neben das Auge. Bei einer jungen Frau aus München verfehlte das Geschoss sein Ziel nicht: Ihre Netzhaut wurde schwer verletzt. Einer Achtzehnjährigen schmetterten sie eine Zaunlatte auf den Schädel.Geschrei und Stöhnen mischten sich in das krachende Bersten der Infostände, die die Ostberliner Schwulengruppe aufgebaut hatte, und der Musikanlage, auf die der rohe Haufen martialisch einschlug.Die Bomberjacken stürmten die Tanzfläche. Dort stand, einem Leuchtturm gleich, ein Transvestit, im ausladenden Fummel und mit großem, rotem Schwingerhut. Sie wollten auf ihn einprügeln, zögerten aber feige, denn er hatte sich inzwischen ebenfalls mit einer Zaunlatte bewaffnet, war von gleißendem Scheinwerferlicht umhüllt und brüllte die Meute an: "Warum seid ihr so brutal?" Das wiederholte er zweimal, und plötzlich blieben sie stehen, blickten sich verwirrt an. Jemand rief: "Die Bullen kommen", und die Jungnazis stoben auf und davon wie eine Herde in Panik geratenes Vieh. Mit ihrer Munition schossen sie noch auf den benachbarten Lumpenhof, tausend Tonnen Altpapier gingen in Flammen auf. Schreie, Durcheinanderlaufen, die Feuerwehr rückte an mit

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