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Bis später

Roman

Erschienen am 15.06.2010
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783931555498
Sprache: Deutsch
Umfang: 144 S.
Format (T/L/B): 1.7 x 20.2 x 13.8 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Einen ungeschönten Einblick in den Alltag eines Pflegeheimes liefert Sabine M. Krämers Romandebüt "Bis später". Dreizehn Menschen, den Tod vor Augen, sprechen über das, was sie ihr Leben nennen. Sabine M. Krämer zeichnet nichts weich, sondern zeigt die Verirrungen jeder individuellen Rückschau auf, Mitleid oder gar Katharsis seitens der Leser sind ausgeschlossen. Das Denken, die Begierden und die Sorgen des Personals werden ebenfalls notiert und eingeflochten - mittels eines subtilen Humors und einer kompromisslosen Beobachtungsgenauigkeit wird eine Welt fassbar, in der Kommunikation ein dem Sterbeprozess äquivalentes Ringen um Worte ist. "Bis Später" ist ein Roman über den Versuch des Erinnerns.

Autorenportrait

Sabine M. Krämer, geb. 1972 in Trier, lebt in Berlin. Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Sonderpädagogik, ohne Zertifikate. Jobs als Pflegehelferin, Wäschereiangestellte, Köchin, Barkeeperin und Putzfrau, seit 2004 gelernte Altenpflegerin, freie Autorin die ganze Zeit schon. Martha-Saalfeld-Preis (1995), Förderpreis zum Staatspreis des Landes Rheinland-Pfalz für junge Künstler, Amsterdam-Stipendium des Künstlerhauses Edenkoben (1997), Stipendium im Künstlerdorf Schöppingen NRW (2000/2001).

Leseprobe

"Komm her mein Schatz und leg dich zu mir ins kühl bezogene Bett. Zieh das Gitter hoch, über uns hängt glatt der Galgen. Mein Schatz, wie schön, dass du kommst, ich freue mich so. Im eckigen Untergeschoss, vor dem Fenster ein dicker Strauch, inzwischen braun im Herbst. Komm näher, fass meine Hand, komm, mein Hemd ist weiß und offen. Herbst ist, mein Herbst, es ist feucht meine Wurzeln vermodern. Ich hänge meinen Kopf, hänge ihn über den Zaun übers Gatter, lasse ihn hängen den Kopf, den müden Sonnenkopf. - Die Hände an schwere Arbeit gewöhnt, die Hände groß, stark, dick. Sie arbeiten nicht mehr. Die Werkzeuge sind im Schuppen, der Schuppen ist zu. Die Hände sind allein, gehen allein ihrer Wege. Da drüben bist du, mein Schatz, nicht zu fassen, deinen Hemdsaum berühre ich, geh nicht zurück! Meine Hände wollen sich ausruhen in deinen Taschen in deinem Schoß, mein Schatz. Komm zu mir in den Garten - siehst du die Früchte? Setz dich. Nimm dir. Nimm was du willst, aber bleib. Ich mache ein Feuer wenn es kalt wird, es wird bald kalt und bald dunkel. Da mache ich uns ein Feuer. Wir legen Kartoffeln hinein. Wir wärmen uns die Knochen und wir erzählen uns Geschichten und wir schauen dabei in die Flammen, in die Glut hinein, in die Weißglut. Ich erzähle dir Geschichten zum Fürchten."

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