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Orientalische Promenaden

Der Nahe und Mittlere Osten im Umbruch

Erschienen am 16.07.2007
Auch erhältlich als:
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570550342
Sprache: Deutsch
Umfang: 416 S., 5 s/w Illustr., Karte in der Klappe
Format (T/L/B): 3.5 x 21.5 x 13.6 cm

Beschreibung

Die amerikanisch geführte Irak-Invasion hat die Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten durcheinander gewirbelt. Man kann von einer geopolitischen Revolution und einem historischen Wendepunkt sprechen. Langjähriger Stillstand ist an vielen Stellen einer Unruhe gewichen, die neue Risiken, aber auch neue Chancen birgt. In den Auseinandersetzungen um die Zukunft dieser Region kommt dem Spannungsverhältnis von Religion und Politik eine zentrale Bedeutung zu. Volker Perthes nimmt den Leser mit auf eine Reise durch ausgewählte Länder des Nahen und Mittleren Ostens. Er schildert die sozialen und politischen Realitäten dieses Krisengebiets und zeigt, welche teils bedrohlichen, teils hoffnungsvoll stimmenden Veränderungen sich an diesem Brennpunkt der internationalen Politik abzeichnen. Der Nahe und Mittlere Osten steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts wie nie zuvor im Zentrum weltweiter Aufmerksamkeit. Volker Perthes schildert die politische, kulturelle und konfessionelle Vielfalt dieser Region. Sein Buch zeichnet ein Bild der Debatten und gesellschaftlichen Verwerfungen in Saudi-Arabien, Ägypten, Kurdistan, Israel und Palästina sowie im Iran, indem es die Menschen dieser Länder selbst zu Wort kommen lässt. Die amerikanisch geführte Irak-Invasion hat die Verhältnisse im Nahen und Mittleren Osten durcheinander gewirbelt. Man kann von einer geopolitischen Revolution und einem historischen Wendepunkt für die regionalen Entwicklungen sprechen. Langjähriger Stillstand ist vielerorts einer Unruhe gewichen, die neue Risiken, aber auch neue Chancen birgt. In der Auseinandersetzung um die Zukunft der einzelnen Länder, durch die Perthes' 'Promenaden' führen, kommt dem Spannungsverhältnis von Religion und Politik eine zentrale Bedeutung zu. Gerade im Streit über Terrorismus und Gewalt, über das Verhältnis zu den USA und Europa oder über Demokratie und Menschenrechte wird aber deutlich, dass es falsch wäre, von einem Kampf der Kulturen zu sprechen: Es handelt sich vielmehr um Konflikte innerhalb der arabisch-muslimischen Kultur. Volker Perthes ist Direktor der Stiftung für Wissenschaft und Politik und ein gefragter Nahost-Fachmann.

Autorenportrait

Volker Perthes, geboren 1958, ist Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin und ein viel gefragter Kommentator zur deutschen Außenpolitik und zu den Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten. Perthes lehrte in Duisburg, Beirut, München und Berlin und ist durch zahlreiche Veröffentlichungen zum Nahen und Mittleren Osten einem breiten Publikum bekannt geworden.

Leseprobe

BÜCHER, DIE DIE ENTWICKLUNGEN im Nahen und Mittleren Osten beschreiben, bewegen sich innerhalb des Spannungsverhältnisses zwischen den langen Linien der Geschichte und den tagespolitischen Ereignissen, die so oft die internationalen Fernsehnachrichten dominieren. Wenn es solchen Büchern gelingt, politische, gesellschaftliche und kulturelle Konstanten so herauszuarbeiten, dass der Leser die Nachrichtenbrocken, die ihn über neue diplomatische Vorstöße, gescheiterte Vermittlungsbemühungen, militärische Drohgebärden oder Auseinandersetzungen, Terroranschläge und politisches Säbelrasseln und gelegentlich auch über Investorenkonferenzen, Kulturaustausch und politische Dialoge informieren, sinnvoll in ein Gesamtbild einordnen kann, erleben sie vielleicht eine zweite Auflage oder erscheinen nach einiger Zeit als Taschenbuch. Gleichwohl bleiben sie immer zu einem gewissen Grade eine Momentaufnahme. So heißt es in dem Israel- und Palästina-Kapitel dieses Buches, dass ich nicht wisse, ob wieder Krieg herrschen werde, wenn das Buch erscheine. Das Manuskript hatte ich im Spätsommer 2005 abgeschlossen, die Originalausgabe erschien im Frühjahr 2006. Der Krieg, den ich befürchtet hatte, begann wenige Monate später, im Juli: Eine höchst ungleiche, dreiseitige Auseinandersetzung, bei der die Hizbullah, eine libanesische Partei, die gleichzeitig auch eine Guerillabewegung ist, Krieg gegen Israel und Israel Krieg gegen den Libanon führte, während der libanesische Staat, der diesen Krieg nicht wollte und nicht verhindern konnte, sich Hilfe suchend an die internationale Gemeinschaft wandte, um dem Blutverlust und den Zerstörungen ein Ende zu bereiten. Die Staatengemeinschaft ließ sich Zeit, bis sie reagierte. Vor allem die USA wollten Israel erst einmal siegen lassen, was so allerdings nicht gelang: Israels Regierung brachte zwar dem Libanon eine schwere - manche würden sagen: existentielle - Niederlage bei. Libanons Wiederaufbau wurde sicher um ein Jahrzehnt zurückgeworfen. Israel sah aber in den Augen der eigenen Öffentlichkeit nicht wie ein Sieger aus, die politischen und militärischen Führungen Israels mussten sich von einer Untersuchungskommission schwerwiegende Inkompetenzen vorhalten lassen; das Ansehen der Hizbullah in vielen arabischen Ländern nahm zu; und die regionalen Spannungen blieben so heftig, dass - während dieses Vorwort geschrieben wird - eine neue militärische Konfrontation wahrscheinlich bleibt. Neue Gewaltausbrüche in den palästinensischen Gebieten wie auch im Nord-Libanon, wo die libanesische Armee bewaffneten islamistischen Akteuren gegenüberstand, zeigten, dass ein solcher Konflikt an nahezu jeder Front aufbrechen kann: zwischen Israel und den Palästinensern, zwischen verschiedenen palästinensischen Fraktionen, an der israelisch-libanesischen oder israelisch-syrischen Grenze oder innerhalb des Libanon. Die internationale Gemeinschaft hat zwar ihr Engagement im Nahen Osten verstärkt - diplomatisch durch die Wiederbelebung des so genannten Nahost-Quartetts (USA, Europäische Union, Vereinte Nationen und Russland), das sich vor allem um eine Regelung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern kümmern soll, und auch militärisch durch eine Aufstockung der UNO-Friedenstruppe im Libanon (UNIFIL). Damit wurde jedoch bis zum Zeitpunkt, da dieses Vorwort entsteht, noch kein neuer diplomatischer Prozess auf den Weg gebracht, der Israel, den Palästinensern, dem Libanon und Syrien die Perspektive eines haltbaren Friedens näher bringen würde. Das ist nicht zuletzt für Deutschland von Bedeutung, dessen Regierung sich unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 aktiv um die Wiederbelebung eines nahöstlichen Friedensprozesses bemüht hat, das vor allem aber mit der Verstärkung der UNIFIL-Mission erstmals auch mit eigenen Soldaten im Nahen Osten engagiert ist. Neue kriegerische Auseinandersetzungen etwa zwischen Israel und dem Libanon oder Israel und Syrien würden nicht nur die Aufgabe dieser Mission in Fra Leseprobe